29. Mai 2020

Aufgrund der Corona-Krise haben wir einen außergewöhnlichen Ramadan erlebt. Trotzdem fehlt uns die gesegnete Atmosphäre im Ramadan, die unser religiöses Leben immens bereichert hat.

Das Fasten im Ramadan steckt voller Hikma. Zu fasten bedeutet, sich innerlich zu reinigen. Das Fasten ist eine willkommene Möglichkeit, schlechte Gewohnheiten abzustreifen und sich gute Eigenschaften anzueignen. Einmal mehr wurden wir im Ramadan daran erinnert, wie wichtig es ist, geduldig und hilfsbereit zu sein. Uns wurde bewusst, dass weltlicher Besitz nur eine Prüfung für uns ist. Nicht das Vergängliche erhöht den Menschen, sondern das Ewige.

 

Nach dem Ramadan geht es nun darum, das Erlangte zu bewahren. Denn unsere Verantwortung gegenüber Allah geht auch nach dem Ramadan weiter. Im Ramadan haben wir gebetet, gespendet und Bedürftigen geholfen. Diese Ibâdas und guten Taten sollten wir auch nach dem Ramadan weiterführen.

Im Ramadan haben wir uns einige gute Gewohnheiten angeeignet. Diese gilt es nun beizubehalten. So können wir auch nach dem Ramadan von seinem Segen profitieren. Ob viel oder wenig ist zweitrangig, wichtig ist nur die Beständigkeit. So heißt es im Koran: „Und wenn du (mit etwas) fertig bist, dann bemühe dich weiter. Und widme dich ganz deinem Herrn.“[1]

Hingabe erfordert also Beständigkeit. Deshalb ist es wichtig, unsere liebgewonnenen Gewohnheiten nach dem Ramadan fortzuführen.

Liebe Geschwister!

Leider werden viele Ibâdas und gute Taten nach dem Ramadan wieder vernachlässigt und vergessen. Diese sollten aber nicht nur im Ramadan, sondern ein Leben lang beherzigt werden. Denn sie begleiten uns bis zu unserem Tod. In einem Koranvers heißt es: „Und diene deinem Herrn, bis die Gewissheit (der Tod) zu dir kommt.“[2]

Das heißt: Wir müssen versuchen, all unsere Bemühungen, auch im Hinblick auf die Erziehung unseres Nafs, und all die guten Eigenschaften und Taten, die wir im Ramadan gewonnen haben, zu bewahren – und zwar nicht nur zu bestimmten Zeiten im Jahr, sondern ein Leben lang. Unsere weltlichen Bestrebungen allein können uns keinen Frieden und Glückseligkeit bringen. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir wirklichen Erfolg im Diesseits und Jenseits nur dann erreichen können, wenn wir gemäß dem Islam leben.

Ein erster Schritt, um den Segen des Ramadan fortzuführen, ist es, der Sunna unseres Propheten ﷺ zu folgen und im Monat Schawwal zu fasten. Denn in einem Hadith heißt es: „Wer im Ramadan fastet und sechs Tage im Schawwal hinzufügt, so ist es als hätte er das ganze Jahr über gefastet.“[3]

Möge Allah die kommenden Monate, Jahre und unser gesamtes Leben segnen. Âmîn.

[1] Sure Inschirâh, 53:39
[2] Sure Hidschr, 15:99
[3] Muslime, Sahîh, Hadith Nr. 1164