14. September 2018

Verehrte Muslime!

Das islamische Jahr beginnt mit dem Monat Muharram. Dieser ist gleichzeitig auch der Vorbote des Aschûrâ-Tages, den wir am kommenden Donnerstag, also am 10. Muharram, feiern werden. Unser Prophet fastete am Tag von Aschûrâ. Denn das Fasten im Muharram ist besonders verdienstvoll und kommt direkt nach dem Fasten im Ramadan. Unser Prophet sagte dazu: „Das beste Fasten nach dem Fasten im Ramadan ist das Aschûrâ-Fasten im Muharram, einem Monat, der von Allah geschätzt wird.“[1]

 

Liebe Geschwister!

Der Aschûrâ-Tag ist etwas Besonderes. An diesem Tag hat Allah viele Propheten aus ihrer schwierigen Situation befreit. So rettete er Mûsâ (a) und sein Volk durch ein Wunder vor der Armee des Pharaos. Auch Nûh (a) und seine Begleiter wurden an diesem Tag vor der Flut errettet, indem sie auf den Berg Cudi gelangten. An vielen Stellen des Korans wird von der Bemühung, Standhaftigkeit und Geduld dieser Propheten berichtet. An ihrem Beispiel zeigt uns Allah, wie wir in schwierigen Lebenssituationen standhaft und geduldig bleiben können. Wer das schafft, ohne dabei seinen Schöpfer zu vernachlässigen, dem lässt Allah Hilfe auf ganz besonderer Weise zukommen.

Im Koran heißt es dazu: „Und diejenigen, die sich für uns kräftig einsetzten, die werden wir auf unseren Weg leiten; siehe, Allah ist wahrlich mit denen, die Gutes tun.” [2] Als Muslime vertrauen wir immer und überall Allah, indem wir dem Weg unseres Propheten und der anderen Gesandten folgen.

Verehrte Muslime!

Propheten sind die besten Vorbilder und Wegweiser. Der Aschûrâ-Tag erinnert uns an ihren Einsatz für den Îmân, ihre Ergebenheit in Allah und ihre Entschlossenheit.

Der Aschûrâ-Tag ist ein Gedenktag, und kein großes Fest. Unsere Nachbarn und Freunde zu besuchen und ihnen eine Freude zu machen, indem wir das Aschûrâ-Essen mit ihnen teilen, ist etwas Gutes. Aber wir dürfen dabei den eigentlichen Sinn und die ursprüngliche Bedeutung des Aschûrâ-Tages nicht vergessen. Deshalb sollten wır diesen Tag vielmehr dazu nutzen, um nachzudenken. Nachdenken über die Geduld des Mûsâ (a) mit seinem Volk, die Standhaftigkeit des Ayyûb (a) in guten wie in schlechten Zeiten oder die Liebe des Nûh (a) zu seinen Mitmenschen. Der Tag von Aschûrâ ist eine Gelegenheit, diese prophetischen Werte erneut zu beleben.

Liebe Geschwister!

Der Muharram ist ein Monat, in dem Allah seine Propheten mit Wundern segnete und ihnen aus schwierigen Zeiten half. Außerdem erinnern wir uns an den Prophetenenkel Husayn (r), der sich für Gerechtigkeit und gegen Unterdrückung einsetzte. Besondere Tage wie der Aschûrâ-Tag machen uns nochmal bewusst, was Geduld und die Anstrengung für Allah bedeuten, die einst die Propheten und der Prophetenenkel zeigten. Der Aschûrâ-Tag ist deshalb ein Tag des Erinnerns, des Gedenkens und der Trauer.

Verehrte Muslime!

In dieser besonderen Zeit versuchen wir Muslime, möglichst viel von dem göttlichen Segen zu schöpfen und die Sunna des Aschûrâ-Fastens einzuhalten. Das Fasten stärkt unseren Takwâ. Wir bekommen die Gelegenheit, über uns und unser Leben nachzudenken: Wie steht es um unsere Ibâdât, unsere Beziehungen, Freundschaften und unsere Lebensführung? Welcher Fehler machen wir, wo liegen unsere Schwächen? Wir dürfen nicht vergessen, dass nur die Zufriedenheit Allahs uns zur Glückseligkeit im Diesseits und im Jenseits führen wird. Deshalb ist es in schwierigen Zeiten wichtig, standhaft zu bleiben und Haltung zu wahren.

Mögen wir zu jenen gehören, die am Seil Allahs festhalten und niemals loslassen. Âmîn.

[1] Muslim, Siyâm 38, 202
[2] Sure Ankabût, 29:69