24. Mai 2019

Verehrte Muslime!

Bald beginnen die letzten 10 Tage des Ramadans. Der Ramadan ist eine hervorragende Gelegenheit zur Selbstreflexion und Selbstreinigung. Denn im Alltag, den wir meist damit verbringen, unseren Lebensunterhalt zu verdienen, finden wir kaum Zeit für Spiritualität. Deshalb ist der Ramadan umso wichtiger, weil wir uns in diesem Monat dem Alltagsstress zumindest ein Stück weit entziehen können. Unser Prophet ﷺ sagte: „Wenn der Ramadan beginnt, werden die Tore des Himmels geöffnet und die der Hölle verschlossen. Die Teufel werden in Ketten gelegt.“[1] Wir sollten den Ramadan also dazu nutzen, unseren Nafs zu kontrollieren und uns zu reinigen.

 

Liebe Geschwister!

 „Tazkiya“ bezeichnet im Koran die Reinigung des Glaubens und der Taten sowie das tiefgründige Nachdenken (Tafakkur). In einem Koranvers heißt es: „Bei der Seele und was sie bildete, und ihr ihre Schlechtigkeit ebenso eingab wie ihre Gottesfurcht: Wohl ergeht es dem, der sie läutert, und verloren geht der, der sie verdirbt.“[2]

Im Ramadan sollten wir uns vor allem fragen, ob und inwieweit unser Glauben, unsere Gedanken und Taten dem Koran und der Sunna entsprechen. Indem wir unsere Beziehung zu Koran und Sunna stärken, uns die untrennbare Verbindung von Glauben und Tat bewusst machen, unsere Ibâdas dementsprechend auszuführen und unsere Seele reinigen, können wir unsere Beziehung zu Allah deutlich stärken.

Verehrte Muslime!

Zu Beginn der Hutba haben wir folgenden Vers gelesen: „O ihr, die ihr glaubt! Fürchtet Allah! Und eine jede Seele habe auf das acht, was sie für morgen vorausschickt. Und fürchtet Allah! Allah weiß sehr wohl, was ihr tut.“[3] Unser diesseitiges Leben ist ein Acker, auf dem wir aussähen müssen, was wir Jenseits ernten möchten. Das dürfen wir bei der Selbstreflexion nicht vergessen. Für alle unsere Worte und Taten werden wir uns im Jenseits vor Allah verantworten müssen. Ein Sprichwort sagt: „Stirb, noch bevor dich der Tod einholt.“ Wir sollten also aufwachen, noch bevor wir sterben, und Ordnung in unserem Leben schaffen.

Liebe Geschwister!
Die Kadr-Nacht befindet sich unter den letzten 10 Nächten des Ramadans.[4] Wir sollten uns also nicht nur auf die 27. Nacht konzentrieren. Aischa (r) überlieferte, dass der Prophet ﷺ, wenn die letzten 10 Tage des Ramadans begannen, vermehrt Ibâdas verrichtete, die Nächte im Gebet verbrachte und seine Familie aufweckte (um sie ebenfalls dazu anzuspornen).[5] Das ist unser Vorbild, nach dem wir uns richten sollten.

Außerdem ist es Sunna, die letzten Tage des Ramadans in den Moscheen zu verbringen. Jeder, der die Möglichkeit zum Îtikâf hat, ist dazu eingeladen. Wer unter der Woche keine Zeit hat, sollte in jedem Fall die Wochenenden dazu nutzen.

Mögen wir zu jenen gehören, die die letzten 10 Tage des Ramadans sinnvoll verbringen und es schaffen ihre Nafs zu beherrschen. Âmîn.

[1] Buhârî, Sawm, 5; Muslim, Siyâm, 2
[2] Sure Schams, 91:7-10
[3] Sure Haschr, 59:18
[4] Muwatta, Îtikâf, 11, Hadith Nr. 701
[5] Buhârî, Vorzüge der Kadr-Nacht, 5, Hadith Nr. 2024