25. Oktober 2019

Verehrte Muslime!

In einem Koranvers heißt es: „Wer auf Allah vertraut, für den ist er sein Genüge“[1] und an einer anderen Stelle: „… auf Allah sollen die Gläubigen vertrauen.“[2]

 

Dieses Gottvertrauen nennen wir „Tawakkul“, was wörtlich „vertrauen, jemanden zum Vertreter nehmen, sich auf jemanden verlassen oder seine Angelegenheit einem anderen überlassen“ bedeutet. Tawakkul meint, alles zum Gelingen einer Angelegenheit zu unternehmen und dann auf Allah zu vertrauen. Das Gottvertrauen hängt von der individuellen Stärke des Imâns ab.

Tawakkul ist ganz sicher nicht Faulheit. Einmal wurde unser Prophet ﷺ von einem seiner Gefährten gefragt, ob er sein Kamel zunächst anbinden und dann auf Allah vertrauen solle, oder ob er es frei laufen lassen und Gottvertrauen haben solle. Der Prophet ﷺ antwortete ihm: „Binde zuerst dein Kamel an und vertraue dann auf Allah.“[3] Als Umar (r) eine Gruppe von untätigen Menschen sah, fragte er sie, was sie da täten. Sie sagten: „Wir sind von jenen, die Tawakkul besitzen.“ Umar (r) sagte: „Nein! Ihr seid gewiss nicht von jenen, die Tawakkul besitzen, sondern gehört zu denen, die faul sind. Tawakkul hat jener, der einen Samen säht und dann auf Allah vertraut.“[4]

Liebe Geschwister!

Auf Allah zu vertrauen bedeutet, sich nicht nur auf sein eigenes Wissen und Handeln, seinen Reichtum oder auf andere zu verlassen. Sich seinen Erfolg nur selbst zuzuschreiben, kann dazu führen, dass man seine Demut verliert und sich selbst überbewertet.

Das Ergebnis fehlenden Gottvertrauens ist Angst, Pessimismus, Hilflosigkeit, Stress und Depressionen. Wahrhaftiges Gottvertrauen dagegen verleiht dem Menschen Geduld, Zuversicht, Sicherheit, Würde und Selbstbewusstsein. Tawakkul ist also ein Teil des Glaubens und betrifft alle Taten und Bestrebungen des Menschen. Wer wirklich an Allah glaubt und auf ihn vertraut, den werden weder die Hürden des Lebens noch alltägliche Probleme und Sorgen aufhalten können.

Verehrte Muslime!

Indem wir auf Allah vertrauen, gewinnen wir eine andere, richtige Sichtweise auf das diesseitige Leben und seinen wahren Wert. Ansonsten kann es passieren, dass wir uns unser eigenes Leben vor lauter Sorgen und Zukunftsängsten zur Hölle machen.

Das Resultat aller Bemühungen Allah zu überlassen und auf ihn zu vertrauen, gibt uns enormen Frieden und innere Ruhe. Selbst wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft und Vorkehrungen getroffen sind, ist ein Scheitern immer möglich. Dann kann man nur noch durch Gottvertrauen gelassen und psychisch gesund bleiben.

Wir beenden unsere Hutba mit einem Duâ, das unser Prophet ﷺ beim Verlassen seines Hauses zu sprechen pflegte: „Mit dem Namen Allahs. Ich vertraue auf Allah. O Allah! Wir nehmen Zuflucht bei dir davor, dass wir irregehen oder andere irreführen, dass wir Unrecht tun oder uns Unrecht widerfährt, dass wir uns töricht benehmen oder sich uns gegenüber jemand töricht benimmt.“[5] Âmîn.

[1] Sure Talâk, 65:3
[2] Sure Ibrâhîm, 14:11
[3] Tirmizî, Kiyâma, 60
[4] Ibn Abi’d-Dunyâ: Kitâb at-Tawakkul (1987), S. 45, Hadith Nr. 10. Die Überlieferer sind zuverlässlich; Vgl. Bayhakî: Shu’abu’l-Îmân (2003), 2/429
[5] Tirmizî, Daawât, 35