21. August 2020
Verehrte Muslime!
Im Laufe der Geschichte wurden gläubige Menschen immer wieder verfolgt und vertrieben, nur weil sie an Allah glauben. Auch unser Prophet ﷺ und seine Gefährten wurden deshalb verfolgt. Die mekkanischen Polytheisten, die sich der Wahrheit verschlossen hatten, ließen die Muslime quälen und hungern. Viele Prophetengefährten, darunter auch Yâsir (r) und seine Familie, wurden sogar zu Tode gefoltert.
Liebe Geschwister!
Als Folge dieser schrecklichen Ereignisse wanderten die Muslime mit Allahs Erlaubnis aus, zuerst nach Abessinien und dann nach Medina. Die Hidschra nach Medina markiert den Beginn der islamischen Zeitrechnung. Der islamische Kalender, der seit der Zeit Umars (r) genutzt wird, wird deshalb auch Hidschra-Kalender genannt. Über die Muhâdschirûn, also die Auswanderer, die wegen ihres Îmâns aus ihrer Heimat fliehen mussten, heißt es im Koran: „Siehe, die, welche glauben und für Allahs Sache auswandern und streiten, sie hoffen wirklich auf Allahs Barmherzigkeit; und Allah ist verzeihend und barmherzig.“[1]
Verehrte Muslime!
Das Wort „Hidschra“ bedeutet „verlassen, sich trennen, auswandern“. Jemand, der auswandert, wird „Muhâdschir“, also Auswanderer genannt.
Im engsten Sinne ist unter Hidschra zu verstehen, dass jemand, der aufgrund seines Glaubens verfolgt wird, in ein Land auswandert, wo er seine Religion frei ausleben kann. Im weitesten Sinne meint Hidschra, sich von allem Schlechten, Falschen und Vergänglichen zu entfernen und dem Guten und der Wahrheit zuzuwenden. Unser Prophet ﷺ sagte: „Ein Muslim ist derjenige, vor dessen Zunge und Hand die Muslime sicher sind und ein Muhâdschir ist der, der das verlässt, was Allah verboten hat.“[2]
Liebe Geschwister!
Die Zahl derjenigen, die aufgrund ihres Glaubens, ihrer Kultur und Herkunft aus ihrer Heimat fliehen müssen, steigt weltweit und übersteigt sogar die Einwohnerzahl vieler Länder. Nach Angaben der Vereinten Nationen mussten weltweit mehr als 70 Millionen Menschen zwangsmigrieren. Derzeit erleben wir sozusagen eine Völkerwanderung.
Wir Muslime müssen den Geflüchteten mit demselben Wohlwollen begegnen, das die medinensischen Ansâr, also die Helfer, einst gegenüber den mekkanischen Auswanderern gezeigt haben. Zudem müssen wir uns bemühen, uns in Bezug auf unsere Ibâdas und unseren Charakter zu verbessern, um sozusagen innerlich die Hidschra zu vollziehen.
Möge Allah uns Beständigkeit geben auf unserem Weg vom Vergänglichen zur Wahrheit und vom Schlechten zum Guten. Âmîn.
[1] Sure Bakara, 2:218
[2] Buhârî, Rikâk, 26