25. Dezember 2020

Verehrte Muslime!

Das erste Wort, das unserem Propheten ﷺ offenbart wurde, lautet „Ikra“, also: „Lies!“. Im Koran heißt es: „Lies! Im Namen deines Erhalters, der erschuf – erschuf den Menschen aus einem sich Anklammernden. Lies! Denn dein Erhalter ist gütig, der durch die (Schreib-)Feder gelehrt hat – den Menschen gelehrt hat, was er nicht wusste.“[1] Der Islam legt also großen Wert auf Wissen und den Wissenserwerb, denn dies ist eine Grundvoraussetzung für den Tawhîd. In dem Koranvers „Wisse darum, dass es keinen Gott gibt außer Allah.“[2] wird das Wissen in direktem Zusammenhang mit der der Glaubensformel „Lâ ilâha illallâh“ gesetzt. Das heißt: Erst kommt das Wissen, dann der Imân.

 

Liebe Geschwister!

Wir unterscheiden zwischen grundlegendem Wissen, das jeder Muslim erwerben muss, und solchem, bei dem es ausreicht, wenn nur ein Teil der Muslime es erwirbt. Alle anderen sind dann von dieser Pflicht befreit.

Jeder Muslim ist verpflichtet, sich genug Wissen anzueignen, um die Ibâdas richtig und bewusst zu verrichten. Der Erwerb von Spezialwissen, um die religiösen und weltlichen Angelegenheiten und Probleme der Muslime zu lösen, ist „Farz Kifâya“. Muslime benötigen Imame, Muftis, Hafiz, Ärzte, Ingenieure, Philosophen, Soziologen usw., um alle nötigen Wissenszweige abzudecken.

Unser Prophet ﷺ ermutigte uns zum Wissenserwerb, indem er sagte: „Sich Wissen anzueignen ist Pflicht für jeden Muslim.“[3] Und: „Sei entweder ein Gelehrter oder ein Schüler oder ein Zuhörer oder jemand, der [diese] liebt. Sei nicht der Fünfte, sonst gehst du zugrunde.“[4] Mit anderen Worten: Sein Wissen ständig zu erweitern und aufzufrischen festigt unseren Îmân. Schließlich heißt es: „Suche Wissen von der Wiege bis zum Grab.“ Leider hält sich nicht jeder daran, weshalb wir heute in der islamischen Welt die Folgen mangelnden Wissens erkennen können.

Liebe Geschwister!

Der Gesandte Allahs ﷺ sagte: „Solange ihr für eure Geschwister nicht das wünscht, was ihr für euch selbst wünscht, seid ihr keine vollkommenen Gläubigen.“[5] Andere Muslime beim Wissenserwerb zu unterstützen, gilt als gute Tat bei Allah. Das kann man tun, indem man entweder selbst unterrichtet oder Bildungseinrichtungen durch Spenden unterstützt.

Die Infak-Kampagne unserer Gemeinschaft, die aktuell noch läuft, ist eine gute Gelegenheit dafür. Mit der diesjährigen Kampagne werden 12 Bildungsprojekte in Deutschland, Frankreich, der Schweiz, Österreich, in Japan und Serbien unterstützt. Wir laden alle dazu ein, an der Infak-Kampagne teilzunehmen. 

Möge Allah all unsere Spenden annehmen, die wir nur seinetwillen geben. Möge er uns reichlich dafür belohnen. Âmîn.

[1] Sure Alak, 96:1
[2] Sure Muhammad, 47:19
[3] Ibn Mâdscha, Mukaddima, 17
[4] Ibn Batta, al-Ibâna, 1/341, Hadith Nr. 210
[5] Buhârî, Îmân, 7, Hadith Nr. 13