30. April 2021

Liebe Geschwister!

Unter den Geschöpfen hat Allah den Menschen mit einem freien Willen ausgezeichnet. Ihm wurde Vernunft gegeben, damit er zwischen gut und böse, richtig und falsch unterscheiden kann. Gerade darin liegt die Prüfung des Menschen und der Sinn seiner Existenz. Hierbei geht es um zwei Bereiche: unseren Glauben und unsere Handlungen, also Îmân und Amal. In den ersten Versen der Sure Bakara heißt es: „Alif. Lâm. Mîm. Dieses Buch, daran ist kein Zweifel, ist eine Rechtleitung für die Gottesfürchtigen, die da glauben an das Verborgene und das Gebet verrichten und von unserer Gabe spenden. Und die da glauben an das, was auf dich herabgesandt wurde und vor dir herabgesandt wurde, und fest aufs Jenseits vertrauen. Diese folgen der Leitung ihres Herrn, und ihnen wird es wohlergehen.[1]

 

Verehrte Muslime!

Zu handeln bedeutet, etwas zu tun, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Im Islam sind „Amal“ die Handlungen, denen man aus religiösen Gründen nachgeht. Unser Îmân ist die Quelle und die Motivation für das Gute und Schöne in unserem Leben. Unsere guten Taten sind der Spiegel unserer Aufrichtigkeit im Glauben. Îmân und Amal hängen direkt zusammen. Besonders in den letzten Tagen des Ramadan kann man das erkennen. Obwohl wir die Belohnung im Jenseits jetzt nicht sehen können, fasten und beten wir weiter. Ganz besonders unsere Bemühungen, die Kadr-Nacht in bester Weise zu verbringen, sind Zeichen unseres Glaubens ans Verborgene und unseres Muslimseins.

Im Koran, also unserem Wegweiser, wird die Beziehung zwischen Îmân und Amal in der Geschichte von Mûsâ (a) erklärt. Als sein Volk sich gegen Allah und gegen ihn selbst auflehnte, befahl Allah, sie zu ermahnen:
Sprich: Schlimmes befahl euch euer Glauben (an die Thora, wie ihr behauptet) sofern ihr überhaupt Gläubige seid![2]

Dieser Koranvers macht deutlich, dass der Glaube über die Handlungen des Menschen bestimmt. Unser Glaube drückt sich in unseren Handlungen aus. Denkt man an Ursache und Wirkung, dann ist der Glaube die Ursache unserer guten Taten.

Liebe Geschwister!

Die Grundlage des Islams ist Tawhîd. Allah existiert, und er ist ein Einziger. Er hat keine Teilhaber. Er hat den Menschen, das Geschöpf, das er am höchsten geehrt hat, nicht alleine gelassen. Er hat ihm Propheten geschickt, um ihm das Wissen um das Gute, Schöne und Richtige zu geben. Er hat uns den Islam geschenkt, damit wir das Glück sowohl im Diesseits als auch im Jenseits finden. Ein Diener, der Allah gebührend kennt, besitzt Takwâ. Er befolgt Allahs Gebote und hält sich fern von allem Verbotenem. Allah sagt: „Aber nur die Wissenden unter seinen Dienern fürchten Allah. Allah ist fürwahr mächtig, verzeihend.[3]

Verehrte Muslime!

Mit jedem neuen Tag wird das Bedürfnis der Menschheit nach guten Taten größer. Aus Barmherzigkeit hat Allah uns durch unseren Propheten Muhammad ﷺ wissen lassen, was diese guten Taten sind. Wir wollen unsere Hutba mit einem Hadith beenden: „Solange die Wünsche eures Nafs nicht dem folgen, was ich gebracht habe, seid ihr keine (vollkommenen) Gläubigen.[4]

Möge unser Herr uns ermöglichen, unser gesamtes Leben in wahrhaftigem Glauben zu verbringen und gute Taten zu vollbringen! Möge er uns zu denjenigen seiner Diener gehören lassen, die in der Kadr-Nacht wachsam sind und deren Handlungen angenommen werden! Âmîn.

[1] Sure Bakara, 2:1-5
[2] Sure Bakara, 2:93
[3] Sure Fâtir, 35:28
[4] Kitâb al-Hudscha, Vgl. Nawawî, Arbaûn, Hadith Nr. 41