12. Oktober 2023

Verehrte Muslime!

Im Koran wird die Umma folgendermaßen beschrieben: „Aus euch soll eine Gemeinde werden, die zum Vorzüglichen einlädt, das Gute gebietet und das Schlechte verbietet. Sie sind es, denen es wohlergehen wird.[1] Wieder an anderer Stelle des Korans heißt es: „Ihr seid die beste Gemeinschaft, die für die Menschen entstand. Ihr gebietet das Gute und verbietet das Schlechte und glaubt an Allah.[2] Mit diesem Koranvers verpflichtet Allah alle Muslime zum Guten zu rufen und vom Schlechten fernzuhalten.

 

Liebe Geschwister!

Was ist das Gute und was ist das Schlechte? Das Gute umfasst alles, was im Islam als gut und schön gilt, also alles, was zum Frieden des Einzelnen und der Gesellschaft sowie zur Glückseligkeit im Diesseits und Jenseits beiträgt. Zum Guten aufrufen bedeutet konkret, die Menschen zu wohltätigen Dingen einzuladen.

Das Schlechte meint hingegen all das, was gemäß Koran und Sunna verboten ist. Von Schlechtem abzuraten beinhaltet auch die Bemühung, den Menschen zu vermitteln, was gut und was schlecht ist. „Amr bil Marûf wa nahy anil Munkar“ bedeutet Wege aufzuzeigen, die zum Guten führen und aus dem Schlechten herausführen. Auf diesem Weg sind Respekt und Liebe unser Fundament. So sagte unser geliebter Prophet ﷺ: „Wer die Rechte der Älteren nicht kennt (ihnen also keinen Respekt erweist) und den Jüngeren gegenüber nicht barmherzig ist, gehört nicht zu uns.[3]

Verehrte Muslime!

Als Muslime tragen wir Verantwortung für uns und unsere Gesellschaft. Deshalb dürfen wir die Geschehnisse um uns herum nicht ignorieren. Als soziale Wesen werden wir und unsere Kinder früher oder später vom Guten und Schlechten einer Gesellschaft beeinflusst. Ignorant zu sein und wegzuschauen ist keine Lösung, im Gegenteil, es verschlimmert die Situation nur. Daher sollte stets das Gute in der Gesellschaft überwiegen.

Alle unsere Handlungen, die Gutes hervorbringen und Schlechtes verhindern, werden uns im Diesseits und Jenseits nützen. Unser geliebter Prophet ﷺ sagte: „Wer zu einer guten Tat aufruft, wird ebenso reich belohnt wie derjenige, der diese gute Tat ausführt.[4]

Liebe Geschwister!

Es ist verboten, Gewalt anzuwenden oder jemanden zu etwas zu zwingen. Unser Schöpfer, der Allerbarmer, sagt im Koran: „Lade ein zum Weg deines Herrn, mit Weisheit und schöner Ermahnung. Und diskutiere mit ihnen auf beste Art und Weise. Siehe, dein Herr weiß am besten, wer von seinem Weg abirrte und kennt am besten die Rechtgeleiteten.[5]

Unsere Aufgabe ist es, stets freundlich zu sein und zu sprechen, nicht aber verurteilend oder erniedrigend. Auch andere Menschen bloßzustellen, ist nicht erlaubt. Wer den Grundsatz „Amr bil Marûf wa nahy anil Munkar“ ernst nimmt, und das tun wir, darf seine Mitmenschen nicht kränken, denn nicht die Menschen sind schlecht, sondern ihre Taten können falsch sein.

Mögen wir zu jenen gehören, die in schönster Weise darum bemüht sind, das Gute zu gebieten und das Schlechte zu verbieten. Âmîn!

Verehrte Muslime!

Die Ereignisse im Nahen Osten haben uns Muslime mit tiefer Trauer erfüllt. Wir standen schon immer und werden auch weiterhin zum Frieden stehen. Angriffe auf unschuldige Menschen und Zivilisten, eine kollektive Bestrafung sind inakzeptabel. Wir laden alle Parteien, internationale Organisationen und alle gewissenhaften Menschen dazu ein, sich für ein Ende des Blutvergießens einzusetzen. Möge Allah allen Menschen, die Unrecht erleiden, seine Hilfe zukommen lassen.  Möge Allah durch uns Gutes verbreiten und Schlechtes abwehren. Âmîn!

[1] Sure Âli Imran, 3:104

[2] Sure  Âli Imran, 3:110

[3] Tirmizî, Birr, 15

[4] Muslim, Imara, 133

[5] Sure Nahl, 16:125