Einst kam ein Reiter zu einem Brunnen und wollte sich mit kühlem Wasser erfrischen. Doch er fand nichts an dem er sein Pferd anbinden konnte. So nahm er ein Stück Stock und schlug es in die Erde um sein Reittier festzubinden. Nachdem er sich ausgeruht und sich und sein Pferd reichlich mit Wasser versorgt hatte, zog er weiter. Den Stock, den er in die Erde geschlagen hatte, ließ er stecken. Er dachte, es sei eine gute Tat. Denn so hätten alle anderen Menschen nun eine Möglichkeit, hier ihre Reittiere festzubinden.


Wenig später kam ein Mann an dem Brunnen vorbei und stolperte über diesen Stock und fiel zu Boden. Als er wieder aufstand zog er den Stock aus der Erde und warf ihn fort. Er dachte, es sei eine gute Tat. Denn so seien alle anderen Menschen nun davor geschützt, dass selbe schmerzvolle Schicksal zu erleiden.

Wenn man nun die Handlung dieser beiden Menschen rein äußerlich betrachtet, wird man feststellen, dass jeder genau das Gegenteil vom anderen getan hat: Der eine sucht einen Stock, steckt ihn in die Erde. Der andere zieht den Stock heraus und wirft ihn weg.
In Wirklichkeit aber haben beide mit der selben Absicht gehandelt. Beide wollten anderen Menschen etwas Gutes tun. Und das haben sie auch - jeder auf seine eigene Weise. Die Absicht allein zählt. Vor Gott werden beide für ihre Taten belohnt.
Wer also den Vorhang der Äußerlichkeit lüftet und einen Blick in die Welt der Weisheit wagt, erkennt, dass selbst Gegensätze auf einer höheren Ebene Gemeinsamkeiten aufweisen können.