29. November 2019

Verehrte Muslime!

Immer wieder werden wir im Koran zum Glauben und gleichzeitig zu guten Taten aufgerufen. Gute Taten wie das Gebet, das Fasten, die Zakat und der Hadsch betreffen die Beziehung zwischen dem einzelnen Menschen und Allah. Ganz unterschiedliche Lebensbereiche wie das Eheleben, die Ernährung oder das Erbe spielen sich auf einer zwischenmenschlichen Ebene ab. Als Muslime sollten wir jede dieser Taten als eine Gelegenheit sehen, Allah näher zu kommen. Jedoch hat jede Tat, die wie um Allahs Willen vollbringen, bestimmte Voraussetzungen.

 

Liebe Geschwister!

Unser Prophet sagte: „Allah achtet nicht auf euer Äußeres und euren Reichtum, sondern auf eure Herzen und Taten.“[1] Der Gesandte Allahs betonte damit die Wichtigkeit der Absicht hinter einer Tat. Damit unsere guten Taten angenommen werden und Gültigkeit haben, müssen wir stets eine gute Absicht haben. Das ist die erste Bedingung einer bei Allah akzeptierten Tat. Außerdem müssen wir uns unserer Handlungen bewusst sein. Ein Handeln allein aufgrund von Tradition und Brauch reicht nicht aus. Der Maßstab hier ist Koran und Sunna. Wir Muslime sollten uns von allem fernhalten, was Koran und Sunna widerspricht. In einem Koranvers hierzu heißt es: „Als zu ihnen gesprochen wurde: ‚Kommt her zu dem, was Allah hinabgesandt hat, und zum Gesandten!‘, antworteten sie: ‚Uns genügt das, was wir bei unseren Vätern vorfanden.‘
Aber ist es nicht so, dass ihre Väter nichts wussten und nicht rechtgeleitet wurden?“[2]
Es ist also nicht richtig, blind und ohne fundiertes Wissen dem Weg der Altvorderen zu folgen.

Verehrte Muslime!

Was gute Taten ausmacht, erklärt uns Ibn Mas’ûd (r), einer der Schüler unseres Propheten: „Worte ohne Taten sind nutzlos. Worte und Taten, ohne die richtige Absicht, sind ebenfalls nutzlos. Und wenn Wort, Tat und Absicht nicht der Sunna entsprechen, bringen sie keinerlei Nutzen.“[3] Das heißt: Damit eine Tat „sahîh“, also gut und nützlich ist, muss sie neben einer aufrichtigen Niyya, also Absicht, auch der Sunna unseres Propheten entsprechen. Die Rechtsschulen helfen uns dabei, dies zu verstehen und umzusetzen, z. B. durch Ilmihâl-Bücher. Dies sind Bücher sollte jeder von uns zuhause haben, um den Glauben besser zu leben.

Liebe Geschwister!

In den Koranversen, die wir zu Beginn der Hutba rezitiert haben, heißt es: „O ihr, die ihr glaubt! Gehorcht Allah und gehorcht dem Gesandten und macht nicht eure guten Werke zunichte.“[4] Welche Taten nutzlos sind, erfahren wir von den Gelehrten. Sie sagen, dass solche Taten keinen Nutzen bringen, die aus Heuchelei und Prahlerei heraus ausgeführt werden. Gleichzeitig können auch große und kleine Sünden dazu führen, dass uns unsere Taten keinen Nutzen bringen.[5]

Mögen wir zu jenen gehören, die gute Taten nur um Allahs Willen vollbringen. Möge Allah uns vor nutzlosen Taten schützen. Âmîn.

[1] Muslim, Birr, 34, Hadith Nr. 2564
[2] Sure Mâida, 5:104
[3] Ibn Radschab, Dschâmi al-Ulûm wal Hikam, 2008, S. 40
[4] Sure Muhammad, 47:33
[5] Vgl. Bagawî, Maâlim at-Tanzîl, Tafsir des entspr. Verses