23. März 2018
Als Menschen mit einem freien Willen können wir in vielen Bereichen unseres Lebens selbst entscheiden. Wir bestimmen, wie wir aussehen, wie wir uns ernähren, welchen Beruf wir ausüben und zu welcher Gemeinde wir gehören. Es gibt aber auch vieles, was unseren Willen übersteigt, was also schon vorgegeben ist. Dazu gehören das Geschlecht und die Herkunft. Allein schon aus diesem Grund ist es nicht nachvollziehbar, dass sich Menschen z. B. aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder ihrer Hautfarbe über andere Menschen stellen.
Liebe Geschwister!
Eine solche Einstellung ist mit unseren religiösen und ethischen Prinzipien nicht vereinbar. Einziger Maßstab der Bevorzugung bei Allah ist Takwâ, also die Gottesfrucht. Im Koran heißt es: „O ihr Menschen! Wir erschufen euch aus einem Mann und einer Frau und machten euch zu Völkern und Stämmen, damit ihr einander kennenlernt. Doch der vor Allah am meisten Geehrte von euch ist der Gottesfürchtigste unter euch. Allah ist fürwahr wissend, kundig.“[1] Nach einer Überlieferung wurde dieser Vers nach der Einnahme Mekkas offenbart, als unser Prophet Bilâl al-Habaschi angewiesen hatte, auf die Kaaba zu steigen und zum Gebet zu rufen. Einige Götzenanbeter unter den Mekkanern verschmähten Bilâl aufgrund seiner dunklen Hautfarbe und Herkunft.
Verehrte Muslime!
Rassismus ist eine Form jenes sündhaften Stolzes, der schon den Teufel dazu veranlasst hatte, sich gegen Allah aufzulehnen. Genau wie der Teufel, der sich für etwas Besseres hielt, weil er aus Feuer erschaffen wurde, handelt auch derjenige, der sich aufgrund seiner ethnischen Abstammung für wertvoller hält.
Liebe Geschwister!
Hören wir, was der Prophet uns vor 14 Jahrhunderten ans Herz legte. In seiner Abschiedspredigt sagte er: „O ihr Menschen! Ihr habt nur einen einzigen Herrn, nur einen einzigen Urvater. Adam (a) wurde aus Lehm erschaffen. Ein Araber ist nicht mehr wert als ein Nichtaraber. Jemand mit roter Hautfarbe steht nicht über demjenigen mit schwarzer, und jemand mit schwarzer nicht über demjenigen mit roter Hautfarbe. Der einzige Maßstab der Überlegenheit ist Takwâ, die Gottesfurcht.“[2]
Unser Prophet wurde zu allen Menschen und Dschinnen gesandt, nicht nur zu einem einzigen Volk. Deshalb passt es nicht zu uns als Umma, uns wegen unserer ethnischen Zugehörigkeit anderen überlegen zu fühlen. Welche Folgen Rassismus in der jüngeren Geschichte für die Menschen hatte, wissen wir leider allzu gut. Auch heute ist Rassismus eine der größten Gefahren für den Frieden und die Zukunft der Menschheit. Insbesondere Muslime als religiöse Minderheit werden oft zur Zielscheibe von Islamfeindlichkeit. Diese Feindschaft ist nichts anderes als eine Folge und ein Produkt von Rassismus.
Wir dürfen nicht denselben Fehler machen und andere Menschen aufgrund ihrer religiösen oder ethnischen Zugehörigkeit als Feinde betrachten. Wir dürfen Rassismus auf keinen Fall dulden, egal von wem er ausgeht.
[1] Sure Hudschurât, 49:13
[2] Schuab al-Îmân, 7/162, Hadith Nr. 4774