23. Oktober 2020
Verehrte Muslime!
In wenigen Tagen feiern wir den Jahrestag der Geburt unseres Propheten Muhammad ﷺ. Dies nennen wir kurz: Mawlîd.
Doch wichtiger als seine Geburt zu feiern ist, dass wir seine Botschaft verinnerlichen und umsetzen. Unser Prophet ﷺ hat sich gegen Vielgötterei (Schirk) und alle unwürdigen Lebensweisen eingesetzt. Er hat sich hartnäckig gegen jede Form von Ungerechtigkeit gestellt. Wenn wir den Sinn und die Bedeutung dieser Nacht verinnerlichen wollen, so müssen wir als Vorbild folgen.
Liebe Geschwister!
Bevor unser geliebter Prophet ﷺ zur Welt kam, herrschten Schirk und Ungerechtigkeit. Moral und Anstand hatten keine Bedeutung mehr, Familie und Nachbarschaft hatten an Wert verloren. Frauen wurden unmenschlich behandelt. Die Mächtigen unterdrückten die Schwachen. Leben, Besitz, Ehre und Nachkommen waren nicht sicher.
Zu genau dieser Zeit, in der die Menschheit einen Wegweiser benötigte, kam der Gesandte Allahs, wie die Sonne eines neuen Tages, auf die Welt. An die Stelle von Kufr trat Îmân, anstelle von Unwissenheit herrschte Recht und Ordnung, Moral und Anstand.
Verehrte Muslime!
Im Koran heißt es: „Und wir entsandten dich fürwahr als eine Barmherzigkeit für alle Welt.“[1] Unser Prophet ﷺ erleuchtete die dunkle Welt mit dem Licht des Korans. Er lud die Menschen ein, nur dem einen Gott zu dienen. Wer seinem Ruf folgte, sollte nur Gutes sprechen und nur Gutes tun. Vertrauen, Familie, Nachbarschaft und die Vermeidung aller Konflikte standen im Mittelpunkt.
Zinâ, Lügen, Verleumdung und die Veruntreuung des Besitzes von Waisen sollten ein Ende finden.
Unser Prophet ﷺ lud die Menschen ein, zu beten, zu fasten, die Zakat zu zahlen, Gutes zu tun und Verantwortung zu übernehmen. Während der 23 Jahre seiner Prophetenschaft ersetze er den Schirk durch Tawhîd, Unterdrückung durch Gerechtigkeit und Feindseligkeit durch Geschwisterlichkeit. Er kämpfte gegen Blutsfehden, Raub, Gewalt, Rache, Hass, Alkoholkonsum, Glücksspiel und Diebstahl.
Liebe Geschwister!
Über die Medien und Nachrichten aus aller Welt wissen wir, dass auch heute Ungerechtigkeiten und Gewalt weit verbreitet sind. In aller Not sehen sich Menschen gezwungen ihre Heimat zu verlassen und an andere Orte zu flüchten. Egoismus verleitet die Menschen dazu, nur ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Der egoistische Mensch fühlt sich sozial nicht verantwortlich und blendet diese Probleme lieber aus. Als Folge der Säkularisierung wird kaum mehr über das Jenseits gesprochen. Weltliche und materielle Angelegenheiten rücken in den Vordergrund. Das erinnert uns an die Zeit der Dschahiliyya. Umso dringender sind wir und die ganze Menschheit gerade jetzt auf jene universellen Werte und Prinzipen angewiesen, die unser Prophet ﷺ vermittelte.
Verehrte Muslime!
Der folgende Koranvers und Hadith zeigen am deutlichsten die Bedeutung des Mawlîds. Im Koran heißt es: „Sprich: ‚Wenn ihr Allah liebt, dann folgt mir. Dann wird euch Allah lieben und euch eure Sünden verzeihen; denn Allah ist verzeihend und barmherzig.‘“[2] Und unser Prophet ﷺ sagte: „Zweifellos ist das beste Wort das Buch Allahs. Und der beste Weg zur Rechtleitung der von Muhammad (s) gezeigte Weg. Das Schlechteste sind spätere Hinzufügungen. Jede (religiöse) Neuerung ist eine Irreleitung.“[3]
[1] Sure Anbiyâ, 21:107
[2] Sure Tawba, 9:128
[3] Nasâî, Sunan, Îdayn, 22, Hadith Nr. 1578