30. Oktober 2020

Verehrte Muslime!

Heutzutage profitieren wir einerseits von den vielen Kommunikationsmöglichkeiten. Andererseits sind die Menschen noch nie so allein gewesen. Wir sind gut informiert über die Welt, doch wie es um unseren Nächsten steht, wissen wir oft nicht. Wenn der Kontakt zu unseren Mitmenschen fehlt, kann auch keine gesellschaftliche Verbesserung erreicht werden. Dabei hat Allah die Umma zum Wohle der Menschen eingesetzt. Im Koran heißt es nämlich: Ihr seid die beste Gemeinschaft, die für die Menschen erstand. Ihr gebietet das Rechte und verbietet das Unrechte und glaubt an Allah.[1] Wenn dieses Gebot nicht eingehalten wird, nehmen die Probleme und Sünden innerhalb der Gesellschaft zu.

 

Liebe Geschwister!

Als unser Prophet nach den Rechten der Muslime gefragt wurde, zählte er einige wichtige Punkte auf, darunter: „Dass du einen Ratschlag gibst, wenn dich jemand um Rat fragt.“[2] Wie in allem anderen, ist uns der Prophet auch ein Vorbild darin, einen Ratschlag zu geben und damit das Gute zu empfehlen. Unser Prophet stärkte sein Herz mit dem Koran, er ging immer wieder zu den Menschen, die ihn ignorierten, und war freundlich zu ihnen. Auch wenn er traurig war, vertraute er auf Allah und vernachlässigte niemals seine Aufgabe. Denn der Prophet wollte wahrhaft und aufrichtig das Gute für uns.

Verehrte Muslime!

Je stärker wir mit Allah verbunden sind, desto aufrichtiger und glaubwürdiger sind unsere Ratschläge, den unser Îmân beeinflusst unsere Niyya, unsere Absicht.
Wenn wir Ratschläge geben, das Gute empfehlen und vom Schlechten abraten, müssen wir unserem Gegenüber das Gefühl geben, das Beste, d. h.  das Paradies, für es zu wollen. Wir sollten niemals so sprechen und handeln als sei unser Gegenüber bereits in der Höllengrube. Auch angesichts verletzender Reaktionen sollten wir geduldig bleiben und daran denken, dass es nicht um eine persönliche Angelegenheit geht, sondern darum, das Gute für die Menschheit aufrechtzuerhalten.

Liebe Geschwister!

Deshalb sollten wir in Punkten, die unsere Aufrichtigkeit widerspiegeln, achtsam sein, wenn wir Ratschläge erteilen. Wir sollten dabei auch auf das Vertrauen und die Vertraulichkeit achten. Ein persönliches Gespräch ist effektiver, wenn der Rat ankommen und akzeptiert werden soll. Öffentliche und indirekte Ratschläge haben einen verurteilenden Beigeschmack und können als verletzend verstanden werden. Statt grob und hart sollten wir barmherzig, wohlwollend und liebevoll sein, um das Gegenüber nicht von uns zu entfernen. Eine weitere Voraussetzung dafür, dass unser Ratschlag beim Gegenüber ankommt, ist, selbst danach leben. Wir sollten uns stets unsere Absicht, Allahs Wohlgefallen zu erlangen, vor Augen halten und unser Wissen darüber, was gut und schlecht ist, mit dem Koran und der Sunna auffrischen und erweitern.

Mögen wir zu jenen gehören, die das Gute empfehlen und vom Schlechten abraten. Mögen wir zu den wahrhaftig Rechtgeleiteten gehören und zu jenen, die anderen zur Rechtleitung verhelfen. Âmîn.

[1] Sure Âli Imrân, 3:110
[2] Muslim, Salâm, 3, Hadith Nr. 2162